Endlich Geburtstag

Es sind diese kleinen Selbstverständlichkeiten, die für uns eben keine Selbstverständlichkeiten sind. Als Josia vor acht Jahren geboren wurde, war es für uns schwer abzuschätzen, was sich durch sein kleines Extra bei uns verändern würde und was nicht. Und das hat sich bis zum heutigen Tag gehalten, auch wenn wir es in unserem Alltag natürlich nicht konstant vor Augen habe.

Aber immer wieder purzeln so gewisse Kleinigkeiten in unser Leben, die den Effekt eines Textmarkers haben und genau diesen Punkt fett hervorheben. Diesmal war es das wichtige Thema Geburtstag! Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, ab welchem Kinder diesen Tag nicht nur bewusst wahrnehmen, sondern diese besondere Vorfreude vor dem großen Tag so richtig an Bedeutung gewinnt. Und plötzlich ist der Geburtstag nicht mehr irgendwann in der nicht zu begreifenden Zukunft gelegen, sondern das Kind kann den Tag auf dem Kalender zeigen. Der Tag wird Thema und es wird regelmäßig geprüft, wie lange es bis dahin noch dauert.

Josia ist nun tatsächlich an diesem Punkt angekommen! Ich weiß nicht mehr genau, seit wann sein nahender Geburtstag für ihn Thema war. Aber irgendwann vor vielen Wochen kam dieses Thema ganz beiläufig auf. Ich vermute, dass die Schule der Auslöser dafür war. Dort erlebt er schließlich immer wieder, wie Kinder aus seiner Klasse Geburtstag haben und dies dann mit gewissen Ritualen gefeiert wird. Ich vermute, dass sich dann irgendwann mal ein Gespräch zwischen ihm und seinen Lehrkräften ergeben hat, wo sein Geburtstag Thema war.

Hier war es also ganz plötzlich Thema und er versuchte uns mitzuteilen, dass er bald Geburtstag hat und dann acht wird. Klar verständlich war es natürlich nicht, aber verstehen konnten wir ihn trotzdem. Also sind wir gemeinsam zu unserem großen Familienkalender gegangen, haben seinen Geburtstag gesucht und diesen mit einer Wäscheklammer sichtbar markiert. Und von diesem Tag sprach er immer und immer wieder die Sache mit seinem Geburtstag an. Er präsentierte stolz seine acht Finger und ging dann zum Kalender, um seinen Tag zu suchen. Er fand ihn und war glücklich!

Ich kann nicht sagen, wie oft sich dieses Schauspiel in den vergangenen Wochen bei uns abgespielt hat. Manchmal kam er sogar mehrmals am Tag damit an und musste schauen, ob sein Tag noch da ist und wie weit wir davon entfernt sind. Je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde er, wenn wir darüber geredet haben. Es war wirklich faszinierend und dieser Form absolut neu für uns.

Und während wir also sehnsüchtig seinen Geburtstag erwartet und gemeinsam die Tage bis zu seinem großen Tag gezählt haben, flatterten immer wieder diese dunklen Vögel durch meinen Kopf. Und sie haben sich wirklich alle Mühe gegeben, um dort ein Plätzchen zu finden und sich häuslich niederzulassen.

Einer dieser Vögel hieß Quarantäne. Sie kann einen im Moment leider sehr schnell heimsuchen! Richtig wild wurde das Geflatter, als es diese extreme Mutanten-Regeln gab, wonach nicht nur Kontaktpersonen 1, sondern darüber hinaus auch deren gesamte Familie für 14 Tage quarantänepflichtig geworden wären. Aber zum Glück wurde diese Regel schon nach wenigen Tagen gekippt.

Die Quarantäne kann einen direkt, aber auch indirekt treffen. Denn wenn es z.B. seine Lehrkräfte betrifft, dann wird Josia schließlich auch nicht in die Schule gehen können. Das haben wir im Herbst erlebt.

Die gesamte Entwicklung rund um Corona lässt einen nicht mehr so wirklich zur Ruhe kommen. Überall wabert das Zeug durch Netz und Medien. Zahlen, scheinbare Fakten, Maßnahmen, erneute Anpassungen, eingeschränkte Öffnungen, unlogische Schließungen. Von allem ist was dabei in dieser unappetittlichen Suppe, die dem Sprichwort alle Ehre macht: Zu viele Köche versalzen die Suppe. Langsam verliert man nicht nur die Nerven, sondern irgendwie auch den Durchblick; viele leider auch die Hoffnung.

Wegen Lady Corona gab es ja bereits im letzten Jahr keine richtige Party für Josia. Und jetzt ist er erstmals soweit, dass er voller Vorfreude und Erwartung auf seinen großen Tag hin fiebert. Werden wir am Ende wieder nur den Ausfall des Festes zu verzeichnen haben?

Naja, immerhin gibt es genügend Leute in unserem Haushalt, so dass wir Josias 8. Geburtstag auch im Qurantäne-Fall gefeiert hätten. Wir wären dann eben komplett unter uns geblieben. Darin sind war inzwischen ja echte Profis. Aber mein Wunsch für meinen Sohn war, dass er seinen Tag auch in der Schule erleben darf!

Und dann war sein Tag tatsächlich da!

Josia war gesund, die Schule war offen und wir nicht in Quarantäne. Ich war so dankbar dafür, denn es sind inzwischen leider doch sehr viele Faktoren, die passend sein müssen. Sie waren es alle!

Am Vorabend haben wir das Esszimmer mit Luftballons geschmückt und alles für das gemeinsame Familienfrühstück vorbereitet. Da der Großteil der Kinder noch im Fernunterricht ist, frühstückt die Mehrheit eigentlich erst später. Aber für diesen Tag haben wir ein gemeinsames Frühstück angesetzt. Es gab sogar Hefezopf – wobei Josia davon nicht viel hält und mit seinem Stück Brezel deutlich zufriedener war.

Wir haben Kerzen angezündet und gesungen. Er durfte die ersten zwei Geschenke auspacken und war sichtlich aufgeregt und zugleich auch irgendwie etwas schüchtern. Eine Kombination, die es in der Form selten bei ihm zu beobachten gibt.

Als sein Bus kam, zog er glücklich von dannen. Bisher darf bei ihm an der Schule nur Abgepacktes anlässlich des Geburtstages verteilt werden, was meist eine Ladung Süßigkeiten ist. Aber ich habe mich für Seifenblasen entschieden. Zum einen ist das derzeit Josias ganz große Liebe, zum anderen haben die meisten Kinder ausreichend Zugang zu Süßigkeiten, da kann man auch mal was zum Spielen verschenken.

Ben und ich haben den Vormittag mit Backen und Kochen verbracht. Gegen 15.30 Uhr gab es eine Familienkaffeerunde. Ein Teil der Kinder musste allerdings direkt wieder zum Unterricht; nur Romy hat den Unterricht kurzerhand zu sich geholt. Ohne Corona wären tatsächlich alle vier Großen zu diesem Zeitpunkt wegen Unterricht aus dem Haus gewesen.

Ben pustet fleißig mit!

Josia war kurz ein wenig irritiert, da er dieses Spiel bereits hat. Aber es ist nicht unser Spiel, denn wir hatten es kurz davor in der Bücherei ausgeliehen. Da es von Anfang an der absolute Hit war, und beide Jungs auf Dauerschleife nur noch dieses Spiel spielen wollten, gab es das nun direkt zum Geburtstag. Denn manche Spiele sollte man einfach selbst im Schrank stehen haben!

Wir hatten noch seine Freundin eingeladen, die allerdings erst ab 16.30 Uhr Zeit hatte. Kuchen war dann natürlich schon rum und so ging es nach dem Auspacken der Geschenke direkt mit dem vorbereiteten Spiel weiter. Ich hatte mir eine kleine Bilder-Schnitzel-Jagd durchs Haus ausgedacht. Bei jeder Station mussten die beiden eine Ü-Ei-Verpackung suchen, in welcher die Aufgabe für diese Station enthalten war. Und sobald sie die entsprechende Aufgabe gelöst hatten, bekamen sie das nächste Foto ausgehändigt und die Suche konnte weiter gehen. Bei manchen Aufgaben haben sie sich Unterstützung von den Erwachsenen eingeholt. Aber viele Sachen konnten sie wirklich komplett selbst lösen. Und sie hatten Spaß an der Sache.

Zwischendurch noch kurz mit der Cousine telefonieren…

Der gefundene Schatz beinhaltete unter anderem eine kleine Bastelei. Also wurde noch schnell ein wenig gepinselt und dann war es auch schon Zeit für die Pizza. Josia liebt Pizza über alles und so haben wir fürs Abendessen einen Schwung Pizzas bestellt.

Danach blieb noch etwas Zeit zum Spielen, und so sind die drei Kleinen nochmal tüchtig durch das Spielzimmer im Keller geturnt. Rutschen, Schaukeln, Bälle – alles dabei! Erst kurz vor 19.30 Uhr haben wir unseren Besuch schließlich verabschiedet und die Jungs bettfertig gemacht. Ben hat schnell geschlafen, Josia war allerdings noch ziemlich aufgedreht und hatte noch so viel zu erzählen von seinem großen Festtag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.