Wenn eine Achtjähre freiwillig ihren Geburtstag verschiebt…

Also eigentlich war Annelies Geburtstag schon am Montag. Und wie jedes Kind hat sie seit Wochen auf diesen Tag hingelebt – vor allem gezählt. Noch zwei Wochen, noch 10 Tage, noch 3x schlafen usw. Wir hätten ja nicht damit gerechnet, dass sich Josias Ausflug ins Krankenhaus so extrem in die Länge zieht. Es ist schon gut, wenn man manche Dinge nicht vorher weiß! Und als es dann immer unwahrscheinlicher wurde, dass Ha-Di und Josia rechtzeitig zum Geburtstag daheim sein können, wurde Annelie noch trauriger, als sie eh schon war. Kurze Anmerkung: Sie ist natürlich nicht die einzige hier im Haus, die darunter leidet, dass Papa und der kleine Bruder so weit weg sind.

Als es sich am Wochenende abzeichnete, dass Ha-Di frühestens Montagabend nach Hause kommen wird, habe ich – eher zum Spaß – zu Annelie gesagt: „Ja, dann verschieben wir Deinen Geburtstag einfach um einen Tag und tun so, als hättest Du erst am Dienstag Geburtstag. Dann ist der Papa ja hoffentlich wieder daheim. Und wir können alle gemeinsam feiern!“

Sie hat mich angeschaut und ohne lange zu überlegt direkt ihre Zustimmung gegeben! Ich war verblüfft und habe zur Sicherheit nochmals nachgefragt, ob sie das denn wirklich möchte.

JA

So kam es also, dass der Montag kam und wir alle – naja, fast alle – so getan haben, als wäre kein Geburtstag. Keine Kerze, keine Blumen, keine Geschenke, kein Ständchen. Ein ganz gewöhnlicher Morgen. Für die Schule hatte ich ihr allerdings zugesagt, dass ich einen Kuchen vorbei bringe. Aber ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt jemand an ihren Geburtstag gedacht hätte. In ihrer Klasse herrscht ja leider noch immer Ausnahmezustand. Sie hat sich dann aber sichtlich gefreut, als ich kurz vor Schulschluss mit noch warmem Marmorkuchen ankam.

Und dann gibt es da natürlich noch die liebe Verwandtschaft im fernen Deutschland, die Grüße und Glückwünsche per Whatsapp oder email gesendet haben. DANKE!

Nach dem Abendessen gab es noch  ein Skype-Meeting mit Opa und Anneli-Oma. Und da kam dann auch das erste Geschenk zum Vorschein. So konnten die beiden wenigstens via Internet dabei zuschauen, wie ihr Geschenk ausgepackt wird.

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Die Hoffnung auf ein gemeinsames Frühstück als komplette Familie hat sich im Laufe des gestrigen Tages nach und nach zerschlagen. Was auch immer Ha-Di versucht hat in die Wege zu leiten endete früher oder später in einer Sackgasse.

Ich habe dennoch den Tisch mit Blumen geschmückt und die Kerzen angezündet. Wir haben ihr ein Ständchen gesungen, wobei Joel darauf bestanden hat, dass wir es in Deutsch singen müssen. Gesagt, getan, auch wenn der mittlere Part nicht allen Kindern so richtig geläufig war. Wir haben Annelie gratuliert und ihr freigestellt selbst darüber zu entscheiden, wann sie denn nun ihre Geschenke auspacken möchte.

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Sie hat erst gefrühstückt und sich dann dazu entschlossen, wenigstens das Geschenk von Oma und Opa auszupacken, nachdem die Oma ja sogar anwesend war! Bevor es allerdings tatsächlich dazu kam, wurde noch eine längere Runde Geschenke-raten gespielt. Das Geschenk von uns Eltern hat sie sich aufgehoben. Denn sie wollte, dass Papa dabei ist, wenn sie das auspackt. Nasya meinte dann nur: „Also das könnte ich nicht aushalten!“

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Nachdem die Kinder in die Schule gebracht waren kam von Ha-Di die Nachricht, dass sie nun tatsächlich im Flieger sind und es Josia sehr gut geht. Sie wurden sogar in die 1. Klasse gepackt – sowas hab ich in meinem ganzen bisherigen Flieger-Leben noch kein einziges Mal erlebt. Aber nach all dem Ärger, den er in den letzten Tagen mit dieser Fluggesellschaft hatte, ist dies eine angemessene Geste.

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Es hat noch bis 15 Uhr gedauert, bis die Kinder an diesem Tag Schulschluss hatten. Und auch dann kamen nur die zwei Mittleren nach Hause; die Großen hatten noch Schwimmtraining. Aber kurz vor halb fünf konnten wir vereint als Familie plus Oma am Tisch sitzen, und den Schokoladenkuchen genießen. Annelie hat ihre verbliebenen Geschenke ausgepackt und kaum waren die hungrigen Mägen gefüllt, musste mit den neuen Sachen gespielt werden.

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Dieser Geburtstag ist für alle ein ganz besonderes Geschenk. Wir dürfen feiern, dass unsere Annelie nun acht Jahre alt ist. Wir dürfen feiern, dass sie Teil unserer Familie ist,  wir sie jeden Tag um uns haben und mit ihr zusammen viele besondere Momente erleben. Nach dem Erlebnis im vergangenen Sommer ist das keine Selbstverständlichkeit für uns! Immer wieder beobachte ich dieses lebensfrohe Kind und mein Herz füllt sich mit ganz viel Liebe und unendlich viel Dankbarkeit. Ja, wir haben sie sozusagen ein zweites Mal geschenkt bekommen.

Sie ist eine sehr quirlige und lebhafte Person, die gerne erzählt und vor Ideen nur so sprudelt. Sie liebt es, verrückte Sachen zu machen, was sich schon in ihrer Art sich zu bewegen und zu reden sichtbar niederschlägt. Sie klettert total gerne, liebt jegliche Art von Bewegung und scheint unermüdlich. Sie weiß sehr genau, wie sie ihre Mitmenschen – allen voran ihren 18 Monate jüngeren Bruder – mit wenigen, gezielten Bemerkungen oder Aktionen zum Ausrasten bringen kann; leider. Und sie hat eindeutig einen Hang zur Komik und Theatralik. Es gibt somit viel zu lachen 🙂

WIE SCHÖN, DASS ES DICH GIBT UND DASS DU SO WUNDERBAR UND EINMALIG BIST!

WIR LIEBEN DICH!

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