Der 12. Monat

Schnee hatte der Dezember nur ganz minimal im Gepäck, denn so richtig weiß war es bei uns tatsächlich nur am 1. Advent. Viele andere Dinge, die man in den Wochen vor Weihnachten gerne unternimmt, gab es im zweiten Jahr in Folge nicht. Zumindest sind bei uns in der weiteren Umgebung alle Weihnachtsmärkte und sonstige Veranstaltungen in diese Richtung, abgesagt worden. Nach einem Jahr Pause hätten wir durchaus gerne gemeinsam einen Weihnachtsmarkt besucht. Aber erneut bleibt uns nur das Hoffen auf die nächste Weihnachtszeit…

Immerhin sorgten die Adventskalender gerade bei den Jüngsten dafür, dass dem morgendlichen Aufstehen mit großer Vorfreude entgegengefiebert wurde. Bens erster Gedanke am Morgen war dem zu erwartenden Geschenk gewidmet und er versuchte zwischendurch so einige Male sein Glück mit der simplen Aussage, dass er doch schon geschlafen hätte und jetzt ein neues Geschenk bekommen würde.

Kalenderinhalt zum Aufbau noch vor dem Frühstück

Nasyas 18. Geburtstag fiel auf einen Sonntag, an welchem wir außerdem die Segnung von Ben hatten. Gefeiert haben wir (wie gewohnt) nur auf Schmalspur. Meine Schwester und Jess waren bereits mit uns im Gottesdienst und am Nachmittag kam noch meine jüngste Schwester mit ihrer Familie zu uns. Und nun haben wir einfach so ein volljähriges Kind im Haus! Wann ist das denn bitte passiert?

Die Feierlichkeit mit ihren Freundinnen fand in Form eines Krimidinners erst zwei Wochen später am Samstag vor dem 4. Advent statt. Davor hatte Nasya noch viel zu viel für die Schule zu tun, ebenso wie ihre geladenen Gäste. Die Festlegung des Menüplans zog sich, Ideen wurden gesammelt, abgewägt und wieder durch neue ersetzt. Bis er dann endlich bis ins Detail stand, konnte ich alles dafür besorgen und am Tag selbst Stück für Stück zubereiten. Die Lösung des Kriminalfalls forderte allerdings so viel Aufmerksamkeit von den 9 Mädels, dass die Nahrungsaufnahme dabei etwas aus dem Fokus geriet. Dadurch war unser Mittagessen für den kommenden Tag gesichert.

Der Mehrzahl der gewöhnlichen Alltäglichkeiten pausiert in der Adventszeit nicht. Nur der Ablauf blieb nicht konstant gleich, denn an einigen Tagen sind wir unmittelbar nach dem Mittagessen an die frische Luft und haben die Hausaufgaben erst im Anschluss daran bearbeitet. Die Zeit mit Tageslicht ist momentan so schwindend gering.

Josia hat meist brav seine Lernwörter geschrieben und anschließend gerutscht. Es wurde gerechnet und manchmal auch gebastelt…

Die zwei Jungs beim Kerze basteln für die Schule. Bei dieser Art an Hausaufgaben hilft Ben immer gerne mit.

Ha-Di hatte im Dezember zwei Unterrichtsblöcke mit jeweils 3 Tagen. Aufgrund der Entfernung musste er allerdings beide Male schon am Tag zuvor aufbrechen. Sein Versuch, mit dem Zug zu reisen, lieferte nur wieder genügend Gründe, warum er dem Auto auch in Zukunft den Vorzug geben wird.

Als er von seinem zweiten Unterrichtsblock nach Hause kam, waren die meterlangen Gräben vor unserer Haustüre alle wieder verschlossen. Nach über eineinhalb Wochen ein absolut befreiendes Gefühl, denn zeitweise kamen wir selbst zu Fuß kaum von unserem Haus weg. Die Jungs hatten natürlich sehr viel Freude an all den großen Gerätschaften und es gab in diesen Tagen stets genug zu beobachten für sie.

Der Tannenbaum zog am Tag vor dem 3. Advent bei uns ein. Sehr zur Freude von Josia wohlgemerkt, der schon seit Wochen diesem bedeutsamen Tag entgegengefiebert hatte. Ein Teil der Kinder wurde direkt aktiv und bemühte sich mit viel Sorgfalt um die Anbringung des Baumschmucks. Seither erstrahlte der Baum in seiner vollen Pracht. Und so fehlen nur noch die Geschenke!

Das letzte Adventswochenende ging mit einem Kurzaufenthalt in der Kinderklinik zu Ende. Joel hatte sich am Sonntagnachmittag mit Freunden aus seiner Klasse zum Schlittschuhlaufen getroffen. Kurz bevor Ha-Di los wollte, um ihn wie verabredet abzuholen, kam ein Anruf von ihm. Er redet von einem Sturz und vom Krankenwagen und wenig später hatte Ha-Di dann den Sanitäter am Telefon, der etwas mehr Klarheit in die Sache brachte. Ich habe schnell eine kleine Tasche mit Sachen für Joel gepackt und dann ist Ha-Di zur Eishalle gefahren.

Der Krankenwagen kam erst kurz vor meinem Mann an, und so konnte Ha-Di noch mit Joel reden, bevor dieser abtransportiert wurde. Ha-Di folgte und fing sich auf der Fahrt leider noch einen Blitzer ein. Wider unserer Erwartung konnte er sogar über Nacht bei Joel im Krankenhaus bleiben. Und das war auch gut so, denn Joel hatte massive Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis und war völlig verwirrt und planlos.

Er hatte keinerlei Erinnerung an den Unfall, noch war ihm bewusst, dass er zum Schlittschuhfahren gegangen ist. Er wusste nicht mehr, wie alt er ist, noch, was für einen Tag wir haben. Solche Ausfälle sind nicht ungewöhnlich nach einem Fall auf den Kopf. Allerdings konnte er sich auch an viele Dinge, die nach dem Sturz abgelaufen sind, nicht mehr erinnern. Er stellte immer wieder die gleichen Fragen, wusste nicht, wie er ins Krankenhaus kam und was dort mit ihm alles gemacht worden war.

Nach einer unauffälligen Nacht und einem MRT am nächsten Tag durften meine zwei Männer tatsächlich wieder heim. Alles sei soweit unauffällig und ausruhen könne er sich auch daheim, hieß es. Also kamen sie am späten Montagnachmittag wieder. Die Gedächtnisausfälle kamen kaum noch vor und hinsichtlich seines Filmrisses gaben sich seine Freunde alle Mühe, ihn wieder voll ins Bild zu bringen.

Die Bildschirmzeit blieb für die kommenden Tage deutlich reduziert und die Langeweile machte ihm sichtlich zu schaffen. Aber immerhin fällt das Sportverbot komplett in die Ferienzeit, was sehr praktisch ist.

Kaum hatten sich die Sorgen um Joel gelegt, forderte Josia vermehrte Betreuung ein. Schon seit einigen Tagen machte ihm eine Erkältung zu schaffen, die sich letztlich bis zum fiebrigen Infekt ausgeweitet hat. Am Mittwoch kam er völlig erledigt von der Schule und innerhalb kürzester Zeit stieg das Fieber auf fast 40`°. Der Gang zum Kinderarzt war also unumgänglich. Er bekam direkt einen PCR-Abstrich und das Blut zeigte deutlich, dass ein Antibiotikum erforderlich ist. In den kommenden zwei Nächte benötigte er sogar Sauerstoff. Ab dann ging es zum Glück langsam, aber stetig aufwärts, denn Weihnachten im Krankenhaus stand definitiv nicht auf unserer Wunschliste.

Josia war damit allerdings nicht allein, denn irgendwie hat im Dezember letztendlich jedes Familienmitglied in irgendeinem Umfang gekränkelt. Selbst die großen Kinder hingen zwischendurch freiwillig mit dem Handtuch über dem dampfenden Kochtopf, um dieser lästigen Erkältung eine gewisse Erleichterung zu verschaffen.

Und nun sind sie endlich da, die sehnlichst erwünschten Ferien. Für einen Teil der Schulkinder waren die letzten Wochen extrem überfüllt mit Klassenarbeiten und sonstigen Abgabeterminen. Eine kleine Auszeit und etwas Abstand wird mit Sicherheit allen gut tun!

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